Nachdem der vergangene Winter trainingstechnisch reibungslos verlief und ich im Januar gemeinsam mit Maik Becker und Hubert Hammerl ein Trainingslager auf Lanzarote absolvieren konnte, startete das inzwischen altbewährte Frühjahrscamp by ACTREME und KS-Sportsworld auf Mallorca wie gewohnt. Es sollte allerdings schneller vorbei sein, als geplant oder gedacht. So ereilten uns Mitte März die zunehmend besorgniserregenderen Nachrichten aus aller Welt über das neuartige Corona-Virus, welches in China bereits Anfang des Jahres grassierte. Schlussendlich buchte ich am 15. März einen der noch verfügbaren Rückflüge, da unser Hotel schnellstmöglich geräumt werden musste. Ein sogenannter „Lock-Down“ stand bevor. Unvorstellbar war bisher, dass nicht nur die für uns so wichtigen Schwimmhallen und Fitnessstudios schließen mussten, sondern auch die Gastronomie und viele weitere Bereiche des wirtschaftlichen Lebens. Kurzum – das gesellschaftliche Leben musste heruntergefahren werden mit dem obersten Ziel der Kontaktbeschränkung und damit verbunden der Eindämmung dieser inzwischen als Pandemie eingestuften Katastrophe.
Das Fortbestehen als Profisportler war für mich ungewiss. Würde es überhaupt Wettkämpfe geben? Wie sollte ich meine Sponsoren zufriedenstellen beziehungsweise das leisten, wofür ich bezahlt werde?
Fragen über Fragen, viele Ungewissheiten und dennoch konnte ich mich nach Kurzem berappeln und im Frühjahr und Sommer – anfangs ohne Schwimmen – sehr gut in der Natur, im Wald trainieren. Und auch bezüglich der Auswahl aus den wenigen verbliebenen Wettkämpfen hatte ich ein gutes Händchen und zuletzt auch ein bisschen Glück. So konnte ich beim Austria Triathlon Podersdorf am 05. September starten und dort nicht nur mein schwaches Ergebnis vom vergangenen Jahr revidieren, sondern mit 8:02h und einem 6. Platz auch eine persönliche sowie neue Thüringer Bestzeit aufstellen. Meine Saison hatte ich also gerettet.
Nun konnte es nach einer ausgiebigen Pause Anfang Oktober wieder voll losgehen und ich war bestens motiviert. Doch dann spitzte sich nach ein paar Wochen des strukturierten Trainierens zu Land und zu Wasser die Corona-Situation erneut zu und es kam Anfang diesen Monats zum zweiten Lock-Down, wenn auch nur in einer „light“ Version. Dennoch wurden uns Sportlern die Möglichkeiten zum Schwimmtraining wieder entzogen. (Über die Verhältnismäßigkeit und genaue Ausgestaltung dieser Verordnung aus Sicht eines Profitriathleten werde ich an dieser Stelle noch berichten.)
Zunächst musste ich diesen erneuten Rückschlag erst einmal verkraften. Ich war mental wieder so tief gesunken, dass ich nicht nur meine unmittelbare Zukunft pessimistisch beurteilte, sondern meinen momentanen Beruf gänzlich in Frage stellte. Unglücklicherweise hatte mich just zu diesem Zeitpunkt auch ein Sponsor verlassen (müssen), der selbst nun zunehmend unter der Corona-Krise leidet. So spielte ich mit dem Gedanken, das strukturierte Training vorerst aufzugeben und bis Ende des Jahres nach Lust und Laune und gemäß den unmittelbaren Umständen zu trainieren.