Zwischen 25 und 30 Grad, teilweise bewölkt, teilweise strahlend blauer Himmel und vor allem ein seit Tagen anhaltender extrem starker Wind – das ist Lanzarote Anfang Juli, und zwar im Jahr 2021. Bisher habe ich diese Insel stets im Winter, entweder im Dezember oder zuletzt mehrmals im Januar, zum Trainieren besucht, wobei die Temperaturen ähnlich waren. Nun sind mein Freund Hubert Hammerl und ich hier im uns bekannten Sands Beach Ressort, um kommenden Samstag am legendären und traditionsreichen Ironman teilzunehmen.
Die Entscheidung dazu fiel vor einigen Wochen. Dieser Wettkampf ist ein absolutes Must-Do in einer jeden Triathlon-Karriere. Da er in diesem Jahr stattfinden soll und zeitlich gut passt (in den vergangenen Jahren hatte ich genau an diesem Wochenende an der Challenge Roth teilgenommen), entschlossen wir uns kurzerhand dazu. Hubert startete hier bereits im Jahr 2000.
Nachdem die Monate April und Mai überwiegend kalt und unbeständig waren, konnten die Vorbereitungen im Juni mit dem eröffneten Ostbad in Jena und dem Freiwassertraining im Stotternheimer See in Erfurt gut absolviert werden. Während des Frühjahrs hatten wir ja erfreulicherweise die Möglichkeit, in Erfurt zu schwimmen. (Siehe dazu meine vorherigen Kolumnen zu den Corona-Verordnungen). Mit dem allmählich aufkommenden Sommer beruhigte sich glücklicherweise auch die Corona Situation merklich, sodass auch die Wettkampfsaison in Fahrt kam.
Wir sind vergangenen Sonntag angereist, durch den Impfstatus und die momentanen Regeln recht entspannt. Nach der Ankunft realisierten wir sofort den unglaublichen Wind auf der Insel. Dieser hält seit Tagen an und gestaltete für uns das finale Radtraining zu einer echten Herausforderung. Hubert musste sein Trinksystem am Triathlonrad bereits abschrauben. Die vielen Abfahrten auf der Insel waren teilweise nur mit angezogener Bremse zu bewältigen. Auch das Meer ist entsprechend rau und wellig. Gerade dadurch wird dieser Ironman seinem Titel – „the toughest Ironman in the world“ – wirklich gerecht. Denn die Prognose sagt auch für Samstag Wind und mittags pralle Sonne beim Laufen voraus. Die Radstrecke mit sagenhaften 2500 HM und die Laufstrecke mit ebenfalls 335 HM werden uns definitiv alles abverlangen. Dazu kommt ein traumhaftes Starterfeld bestehend aus 51 Profimännern, von denen wohl alle hier sind, da diejenigen, die mit dem zeitgleich stattfindenden Ironman UK geliebäugelt hatten und auf beiden Listen standen, nun auch hier starten. Die dort wieder aufkommende Corona-Problematik bedingt durch die Delta-Variante in Verbindung mit den allgemeinen Erschwernissen durch den Brexit machen die Reise nach England vermutlich schwierig bis unmöglich.
Ich werde also mit der Nummer 42 starten, Hubert mit der 45. Es sind zahlreiche Ironman-Sieger und namhafte Athleten am Start, sodass wir uns auf dieses Rennen wirklich freuen. Auch die finalen Vorbereitungen verliefen gut und die Form ist vielversprechend. Ebenso bin ich materialtechnisch auf dem neuesten Stand, denn mein nagelneues TT Plus Disc meines neuen Radpartners Airstreeem kam glücklicherweise rechtzeitig an. (Das neue Straßenrad TT Road Disc ist kürzlich wohl auch in Jena eingetroffen und darf sich dann über eine erste regenerative Ausfahrt freuen.) Das wichtigste wird nun sein, konzentriert und ganz „bei sich“ zu bleiben. Mit einem „ruhigen Geist“ und einem „auf Automatik“ gestellten Körper erbringen Sportler ihre besten Leistungen, wie mir mein Trainer Konrad zuletzt wieder beigebracht hat. In diesem Sinne werde ich die restlichen nunmehr Stunden bis zum Startschuss in Vorfreude verbringen und dann einige Stunden lang mein Rennen fahren, mit einem cleveren Pacing, Konzentration und vollem Fokus. Es wird definitiv ein sehr, sehr langer und harter Tag.
Autor: Christian Altstadt