Während Hubert Hammerl und ich unsere Anreise wie zuletzt beschrieben den Umständen entsprechend ganz gut planten und vorbereiteten, war die Luft diesbezüglich für unsere Heimreise irgendwie raus. Möglicherweise war das Heimweh noch nicht besonders groß.
Angefangen hatte die Odyssee bereits morgens im Hotel beziehungsweise genauer gesagt am Tag zuvor mit der Vorbereitung. Am letzten Trainingstag trainierten wir nochmal drei Einheiten und machten uns um die Modalitäten der Rückreise eigentlich kaum Gedanken. Aber immerhin führten wir die Einreiseanmeldung für Deutschland durch. Die erste logistische Etappe besteht bekanntlich im Transfer vom Hotel zum Flughafen. Anstatt wie üblich am Vortag an der Rezeption abzuklären, wann dieser stattfinden würde, gingen wir einfach davon aus, dass es schon von alleine klappen würde. Im Nachhinein unsinnig, denn wir hatten unsere aktuellen Flugzeiten niemandem mitgeteilt. Der Stress war vorprogrammiert. Natürlich war niemand da und die Zeit lief uns davon. Zunächst wurde dann gesagt, dass es in 15 Minuten losgehen sollte, aber es passierte nichts. Schlussendlich wurde dann ein spezieller Transfer bestehend aus einem Taxi, dessen Fahrer schon in Radsachen war und sein Training beginnen wollte, sowie einem Transporter vom Hotel organisiert, denn unsere riesigen Koffer passen natürlich kaum in ein normales Auto. Glücklicherweise haben wir inzwischen einen guten persönlichen Draht zum Hotelmanager und kurz vor knapp düsten wir zum Flughafen mit zwei Autos.
Dort angekommen reihten wir uns in der doch vorhandenen Schlange an und stellten nach und nach fest, dass irgendwie alle einen gestempelten Schnelltest dabei hatten. Ganz unvorbereitet waren wir diesbezüglich ja nicht – wir hatten unsere eigenen Schnelltests dabei! Doch wann sollten wir diese durchführen und vor allem wie? Werden diese bereits beim Einchecken im Ausreiseland kontrolliert oder erst bei Einreise? Wir merkten, dass offenbar ersteres der Fall war. Also ging es ab auf die Toilette, den Stab in die Nase, ein paar Tropfen auf diese Messlatte und abwarten. Es fühlte sich ein wenig an wie bei Junkies auf der Bahnhofstoilette. So schwierig war es aber gar nicht. Und siehe da, nach wenigen Minuten veränderte sich der Streifen und blieb an der Stelle, die offenbar für „negativ“ stand, stehen. Zurück zum Schalter, und das Ding vorlegen. Die Dame schaut uns irritiert an und fragte was das denn sei. Natürlich wollte Sie ein Dokument sehen, mit Datum, Unterschrift, Stempel usw. Keine Chance, wir würden so nicht in das Flugzeug kommen. Hubert arrangierte sich schon mit den Gedanken, noch ein paar Wochen guten Trainings dranzuhängen und bei weiteren Stornierungen am Ende vielleicht mit der Fähre oder dem Kamel über Agadir die Heimreise anzutreten. Ich informierte mich unterdessen über die verbleibenden Möglichkeiten, immerhin war Abflug in einer Stunde. Es gab ca. 15 Autominuten entfernt ein kleines Krankenhaus wo Schnelltests machbar wären. Ein Reisender berichtete Hubert derweil, dass dies aussichtslos sei, das würde Stunden dauern. Ich beschloss aber, es sofort zu versuchen. Die Koffer feuerten wir in eine Ecke, wo ein junger Mann eine kleine Einpackstation betrieb. Ich schaute ihn und sagte „you keep an eye on this, we will be back in one hour.“ Ab ins Taxi und Vollgas los. Der Taxifahrer kapierte zum Glück sofort und holte aus dem Dacia samt Besetzung alles raus was ging. Hubert sah indes unser Gepäck, das heißt vor allem unsere Räder, auf einem Pickup davonfahren.
Angekommen im Krankenhaus füllten wir Papiere aus und warteten, ebenso unser super Taxifahrer. Bald begann der Test und siehe da, auch das Ergebnis kam recht rasch. Trotzdem waren wieder rund 20 Minuten verstrichen. Zurück ins Taxi und wieder Gas geben. Nur sollte die Stunde der Wahrheit schlagen, denn die spannende Frage war, ob der eine geöffnete Schalter noch besetzt war oder nicht. Und – kaum zu glauben – die Dame war noch da, denn sie checkte ein paar Passagiere für den später stattfindenden Flug nach Düsseldorf ein. Wir drängelten uns vor und Sie begann nach zufriedenstellender Prüfung unserer nun schriftlich dokumentierten negativen Schnelltests – die im Übrigen exakt die gleichen waren wie unsere und auch genauso durchgeführt wurden – mit dem Funkgerät zu hantieren. Das Boarding war längst abgeschlossen. Meine Hände begannen vom Daumendrücken zu Schwitzen, es gab wahrhaftig noch eine reale Chance mitzukommen. Ich wollte nun wirklich nach Hause, denn wer weiß wann ich hier wieder wegkommen würde, so schön es auch ist. Und nach einigen weiteren Minuten stellte Sie wirklich Boarding-Pässe aus. Die Koffer alle über das Sperrgepäck aufgegeben rannten wir regelrecht durch die Sicherheitskontrolle und mussten dort sogar auf Anweisung abkürzen. Von dort ab ins Flugzeug und einige applaudierten sogar, der junge Mann, der Hubert so entmutigt hatte, schaute nur verduzt.
Die restliche Rückreise verlief entspannt, und in Frankfurt gab es entgegen unseren Erwartungen überhaupt keine Kontrollen. Soviel zur Situation in Deutschland.
Autor: Christian Altstadt