Zur Bedeutung der ersten Wettkampfreise 2021 in Corona-Zeiten

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Zuletzt hatte ich von meinem Trainingslager auf Lanzarote einschließlich der spannenden Rückreise Ende Januar berichtet. Zurück in Deutschland kam Anfang Februar eine außergewöhnliche Schneewoche, die es so wohl nur einmal in einigen Jahrzehnten in diesem Ausmaß geben wird. Selbst das Lauftraining war nun nur noch eingeschränkt möglich. Das Schwimmtraining musste durch den verschärften Lockdown vor Weihnachten ja leider auch wieder ruhen. Erfreulicherweise konnte ich dies im Februar aber ändern. Nach ein paar Schriftwechseln und Telefonaten ergab sich für mich die Möglichkeit, in unserer Landeshauptstadt Erfurt in der dortigen RolandMatthes-Halle zu trainieren (ich starte als Profi für den LTV Erfurt). Somit war ein einigermaßen geregeltes Triathlon-Training also auch hier in Deutschland wieder möglich. Nichtsdestotrotz machte sich eine allgemeine Unsicherheit gepaart mit stellenweisen Motivationsproblemen angesichts der sich erneut zum Schlechteren wandelnden Corona-Situation erneut bemerkbar. Die zwei Wochen auf Lanzarote waren eine gute Abwechslung, gewissermaßen ein Entfliehen aus der hiesigen recht trostlosen Gesamtsituation.

Vor diesem Hintergrund kam eine sehr spontane Idee eines meiner Sponsoren, mit dem ich auch ein freundschaftliches Verhältnis pflege, genau richtig: Er hatte Ende Februar über die Triathlon-Berichterstattungsplattform „Tri-Mag“ von dem Ironman 70.3 Dubai gelesen. Dieser findet eigentlich immer Ende Januar statt – auch ich war schon einmal dort und habe dabei Anfang 2017 mein allererstes Profirennen (= mit Profilizenz) absolviert. Nun war der Wettkampf auf den 12. März verschoben und sollte also wirklich stattfinden. Ich überlegte zwei Tage und entschloss mich kurzerhand, das Projekt anzugehen. Einige organisatorische Dinge mussten erledigt werden und zwar sehr kurzfristig. Angefangen von der Beantragung der Ironman-Profilizenz, für die wiederum das Vorliegen der nationalen Elite-Startberechtigung obligatorisch ist, über das Buchen der Flüge sowie Hotel bis hin zur Beachtung der besonderen Regeln und Restriktionen in der momentanen Zeit.

Die erste Hürde nahm ich kurz vor Ablauf der Anmeldefrist für das Rennen. Auch die Buchung der Flüge und eines geeigneten Hotels (nicht zu weit entfernt vom Renngeschehen, nicht zu teuer, wenn möglich ruhig, mit angemessener Verpflegung etc. pp.) gelang recht umstandslos. Ich entschied mich für einen einwöchigen Aufenthalt von Sonntag bis Sonntag, der Wettkampf fand am Freitag statt. Zu guter Letzt mussten natürlich die Corona-Regeln für die Vereinigten Arabischen Emirate genau studiert werden. Hier gab es einige Unterschiede. Während in Abu Dhabi eine strenge Quarantäne-Pflicht nach Ankunft galt, die mit GPS-Sender überprüft wird, waren die Regeln für Dubai noch verhältnismäßig erträglich. Das Prozedere mit PCR-Test im Vorfeld, der in einem bestimmten Zeitfenster durchgeführt werden muss, war mir durch meine Lanzarote-Reise ja bestens bekannt. Insgesamt gelangen die administrativen Dinge recht gut.

Meinem Trainer Konrad teilte ich den Entschluss selbstverständlich ebenfalls umgehend mit und er plante die noch vorhandenen zwei Wochen entsprechend. Es war also eine sehr spontane Entscheidung, ohne eine spezifische, langfristige Vorbereitung über einige Wochen oder Monate. Dementsprechend war mein Ziel auch eher unbestimmt in Bezug auf etwaige Platzierungen, einzig meine Zeit aus dem Jahr 2017 wollte ich bei gleicher Strecke unterbieten. Und insgeheim hatte ich mir vorgenommen, die 4 Stunden Marke bei einem offiziellen 70.3 Rennen zu knacken. Dazu aber im folgenden Text mehr. Wir absolvierten also ein paar unmittelbare Vorbereitungseinheiten, bestehend aus Radfahren mit Intervallen + Koppelläufen im Wettkampf-Tempo.

Auch wenn der Wettkampf wie gesagt kein langfristig geplantes Highlight war, so half er mir gerade in dieser Zeit dennoch ungemein. Für mich war dies gewissermaßen eine Art „Zwischenziel“ oder eine „Überbrückung“. Denn die erste Märzhälfte hätte ich in der Qualität und Intensität sicherlich nicht trainiert, wenn dieser Wettkampf nicht unmittelbar bevorgestanden hätte. Außerdem freute ich mich auf die gesamte Reise. Angefangen von dem hochsommerlichen Wetter vor Ort, über die vielen Eindrücke bis hin zum Rennen selbst sollte diese Woche nicht nur ein Ausbrechen aus dem hiesigen Corona-Alltag, sondern eine gänzliche Bereicherung in meinem Profileben bedeuten. Jede Wettkampfreise bringt angefangen von den Herausforderungen durch Planung und Vorbereitung über die Reise selbst bis hin zum eigentlichen Wettkampf viele neue Erfahrungen mit sich – und zu guter Letzt ein weiteres Ergebnis in der Karriere. Der Trip hat also insgesamt sehr gut geklappt. Die sehr leeren Flugzeuge auf Hin- und Rückreise waren äußerst angenehm. Auch in Dubai selbst kam ich gut zurecht. Es war wie gesagt auch für dortige Verhältnisse richtig heiß, aber ich konnte mich gut akklimatisieren. Auch unmittelbar vor,  ährend und nach dem Wettkampf ergaben sich erfreulicherweise keine besonderen Probleme. Einzig am Tag der Rückreise verfiel ich ein wenig in Stress, da ich wahrhaftig wieder verpennt hatte, mich rechtzeitig um einen geeigneten Corona-Test zu kümmern. Ich wusste, dass es am Flughafen die Möglichkeit zum Schnelltesten gibt, allerdings musste gemäß der Regeln des Auswärtigen Amtes bei Rückreise aus Dubai ein PCR-Test vorliegen. Dieser wiederum dauert mindestens 36 Stunden. So fuhr ich in der letzten Nacht noch in ein Krankenhaus, allerdings ohne Erfolg und stellte mich schon darauf ein, nicht in das Flugzeug zu gelangen. Glücklicherweise ergab sich dann doch die Möglichkeit, am Flughafen einen Test zu machen, der von der Fluggesellschaft akzeptiert wurde. In Deutschland wiederum wurde außer dem Reisepass mal wieder nichts kontrolliert.

Schlussendlich bin ich froh, diese spontane Entscheidung getroffen zu haben mit allen Herausforderungen und Hürden, die es ganz allein zu meistern galt, sodass ich in diesen schwierigen Zeiten meinen Job mal wieder ausüben konnte.

 Autor: Christian Altstadt

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