Die finalen Vorbereitungen in Dubai hatten super geklappt, wenngleich der Verkehr eine Herausforderung für das Radfahren darstellte. Die Stadt ist aber sehr weltoffen und so wird man kaum angehupt oder ähnliches, höchstens durch den Lärm der vielen Lamborghinis und sonstigen Super-Sportwagen ein wenig beeinträchtigt. Auch das Schwimmtraining war anfangs nicht leicht umzusetzen, da ich auf das Meer irgendwie keine richtige Lust hatte (alleine, Schwimmboje vergessen, wer passt auf die Sachen auf usw., auch wenn in Dubai eigentlich alles sehr sicher ist). Ich fand am Dienstag aber eine Schwimmhalle und konnte in der dortigen Schwimmschule zwei Einheiten trainieren. Die sonst üblichen Termine seitens des Veranstalters fielen diesmal aus, einzig die Registrierung/ das Abholen der Unterlagen waren wie gewohnt geregelt, wobei Maske, Abstand, Desinfektion, Vorzeigen eines negativen Tests usw. selbstverständlich verpflichtend waren. Das Briefing wiederum fand online statt. Dadurch waren die unmittelbaren Tage vor dem Rennen verhältnismäßig recht entspannt.
Am Renntag selbst hatte ich eine kleine Frühstücksbox im Hotel auf 4 Uhr bestellt und fuhr anschließend mit dem Taxi ca. 10 Minuten zum Jumeirah Beach. Auch dort verlief alles geordnet. Der Schwimmstart war aufgrund der prognostizierten Hitze am Renntag – es sollte der heißeste Tag der Woche werden mit über 35 Grad – nach vorne verlegt worden, sodass wir Profis um 6:30 Uhr in den persischen Golf sprangen. Meine Startnummer lautete 61 – ein Hinweis auf das außergewöhnlich breite Profifeld. Da es momentan einfach keine beziehungsweise kaum Rennen gibt, hatten wohl viele Athleten ähnliche Überlegungen angestellt und wollten einfach mal wieder Wettkampfluft schnuppern. Der Schwimmstart war ein Landstart. Anfangs kam ich gar nicht in Schwung, hier fehlte wohl wirklich die Wettkampfhärte. Ich befand mich recht schnell weit hinten, konnte dann aber meinen Rhythmus finden und wieder ein paar Positionen gut machen, sodass ich irgendwann in einer kleiner Gruppe unterwegs war. Wir gingen nach exakt 28 Minuten aus dem Wasser. Keine Glanzleistung, aber ohne Neo und angesichts des sehr holprigen Schwimmtrainings während des Winters völlig ok. Eine Gruppe gab es auch anschließend am Rad, wobei diese nach ca. 10 Kilometern in der Mitte auseinanderriss und es alles sehr dynamisch und unrhythmisch war. Ich beschloss kurzerhand, die sich schnell auf über 100 Meter vergrößerte Lücke zu schließen. Allerdings wurde vorne ein enormes Tempo gefahren und ich brauchte einige Minuten dafür, in denen ich richtig in den roten Bereich drehen musste. Anschließend blieb diese Gruppe zusammen, wobei vereinzelte Athleten eingesammelt wurden. Für die exakten 90 Kilometer, die zwar flach, aber windanfällig waren, kam schlussendlich eine für mich fabelhafte Zeit von 2:01 h zustande. Ich lag somit in meinem eigenen Rennen gegen die 4 Stunden gut im Plan.
Das anschließende Laufen verlief zunächst für die ersten ca. 5 Kilometer mit den geplanten 3:45 min/Km gut, allerdings näherte ich mich zunehmend meinem optimalen Langdistanztempo von um die 4 Minuten pro Kilometer an. Sicherlich spielte die harte Vorbelastung und die zunehmende Hitze auch eine Rolle. Letztlich kam mit 1:22 h keine katastrophale Zeit heraus, aber doch nicht das, was wir im Vorfeld anvisiert hatten. Unter 1:20 h war der Plan. Es fällt mir allerdings nach wie vor schwer, zwischen den Renntempi umzuschalten. Die Mitteldistanz ist im Grunde genommen wie eine Kurzdistanz oder zumindest wesentlich näher an dieser, während die Langdistanz eine gänzlich eigene Disziplin darstellt, in Bezug auf Pacing, Verpflegung, aber auch Vorbereitung usw. Auf der Mitteldistanz muss man als Profi eigentlich auch „voll durchballern“, da habe ich mental immer noch etwas Schwierigkeiten.
Schlussendlich ergab sich eine Zeit von 3:57 h, sodass ich mein selbsterklärtes Ziel erreicht hatte. Der damit verbundene 40. Platz klingt sicherlich nicht berauschend, ist aber auch aussagekräftig für das Starterfeld. Insgesamt kann ich mit diesem Ergebnis auch in Anbetracht der spontanen Entscheidung (siehe dazu vorheriger Text zur Wettkampfreise) gut leben und bin vor allem froh, überhaupt ein Rennen bestritten zu haben beziehungsweise bestritten haben zu dürfen. Denn dies ist momentan mein Job. Nun steht der Frühling bevor und wir können nur hoffen, dass sich die Situation insgesamt endlich entspannt, wenngleich es momentan leider noch nicht danach aussieht.
Autor: Christian Altstadt